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NUMMER 6
SAMSTAG, 7. JANUAR 2012
BERGISCHE LANDESZEITUNG
Ein Verdienstorden für Lindlar
Den Bessemsbenger Orden tragen seit 35 Jahren verdiente Bürger der Gemeinde
WIPPERFÜRTH
LINDLAR
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Von SABINE LUDWIG
LINDLAR.
„Wir hättenuns nie
träumen lassen, dass der Bes-
semsbengerOrden eine solche
Bedeutung gewinnt“ – da sind
sich Egon Reissig und Manfred
Kümper einig. Denn während
heute die Auszeichnung nicht
mehr aus dem Terminkalen-
der Lindlars wegzudenken ist,
waren in den 70er Jahren viele
skeptisch, als die beiden Kar-
nevalisten die Initiative für die
Auszeichnung starteten. War
doch damals der Ordensgeber,
die Karnevalsgesellschaft Rot-
Weiß Lindlar-Falkenhof, noch
verhältnismäßig klein und be-
saß noch nicht den Stellenwert
in der Gemeinde wie heute.
„Auch als es den Orden dann
gab, hatten wir einige Ableh-
ner“, erinnert sich Egon Reis-
sig. Allerdings: Nachdem mit
Josef Bosbach, Hermann Josef
Stelberg, Ernst Nolden, Dr. Jo-
sef Gronewald oder auch An-
nele Meinerzhagen bekannte
Persönlichkeiten Lindlars den
Orden erhielten und annah-
men, bekam auch der „Lenk-
eler Bessemsbenger Orden“
immer mehr Renommee.
Auf Initiative von Kümper
und Reissig hatte sich am 13.
Juni 1977 im Vereinslokal Lin-
denhof erstmals eine Runde
getroffen, um sich mit dem
Thema zu befassen. „Egon
Reissig und ich bildeten eine
Fahrgemeinschaft zudenSpie-
len von Bayer Leverkusen“, er-
innert sich Manfred Kümper.
„Und eines Tages kam uns auf
einer Fahrt die Idee, eine Aus-
zeichnung ins Leben zu rufen,
die Lindlarer Bürger bekom-
men, die sich für dieGemeinde
ehrenamtlich und überdurch-
schnittlich engagieren, sowie
humorvoll und mit Witz ihren
ehrenamtlichen Verpflichtun-
gen nachkommen.“
Und so setzten sichGemein-
dedirektor Richard Fabritius,
der erste Vorsitzende des TuS
Lindlar, Richard Stein, der
Kreistagsabgeordnete Werner
Blum, der erste Vorsitzende
des Schützenvereins, Erwin
Müller, die Vorsitzenden der
KG, Heinz Ismer und Josef
Der Bessemsbenger Orden
wird in Lindlar an Bürger
verliehen, die sich außerbe-
ruflich, ehrenamtlich, über-
durchschnittlich und ohne
persönlichen Vorteil enga-
gieren. Gerade ist er zum
35. Mal verliehen worden –
an Georg Höller, der sich
vielfältig ehrenamtlich aus-
zeichnet. Zur Geschichte
des Bessemsbenger Or-
dens haben seine Ideenge-
ber, Manfred Kümper und
Egon Reissig, jetzt eine
Chronik erstellt.
Der Bessemsbenger,
die Skulptur wurde angefertigt vomHerrgottschnitzer und Ehrenbürgermeister Josef Bosbach, ist eines derWahrzeichen
Lindlars (Bild oben, bei der Einweihung). Bosbach wurde auch mit dem Bessemsbenger Orden ausgezeichnet, ebenso wie Hermann Josef
Stelberg (Mitte, rechts). Manfred Kümper und Egon Reissig als „Ideengeber“ (Mitte, links) haben eine Chronik zum Orden (unten, rechts)
erarbeitet. Bild unten: Ordensträger bei ihrem Jahrestreffen 2009. (Fotos: Overödder [4], Schmitz)
Schäfer, der KG-Präsident
Manfred Kümper sowie
Schatzmeister Egon Reissig
zusammen, um über die Aus-
zeichnung zu beraten. An die-
sem Abend wurde auch der
Name festgelegt, wobei sich
das Gremium auf „Lenkleler
Bessemsbenger Orden“ einig-
te, weil die Bezeichnung orts-
spezifische, historisch beding-
te Eigenarten Lindlars auf sich
vereinigte. Hintergrund: Der
Name erinnert an die Lindla-
rer Steinbrucharbeiter, die
sich imWinter ihr Geldmit Be-
senbinden verdienten und die-
se bis nach Köln verkauften.
Und so sprach man auch von
VERGABE
Über die Vergabe des Bessems-
benger Ordens, des Lindlarer
Verdienstordens, entscheiden
nicht nur die Vertreter der
KG
Rot-Weiß Lindlar
. Auch die
Vorsitzenden der
Ortsvereine
,
der
Bürgermeister
und die
Fraktionsvorsitzenden
der im
Rat vertretenden Parteien
sind beteiligt, außerdem sind als
„Ideengeber“ Manfred Kümper
und Egon Reissig dabei.
E. REISSIG, M. KÜMPER
,
die Ideengeber
Wir hätten uns nie
träumen lassen,
dassderBessems-
benger Orden
eine solcheBedeu-
tung gewinnt
«
„Bessems-Lenkeln“ und den
Lindlarern als Bessemsben-
gern.
Schon bei der zweiten Sit-
zung des Gremiums wurde üb-
rigens die Gestaltung festge-
legt. Von den eingereichten
Vorschlägen fand der Entwurf
des Scheelers Rainer Kolpacki
am meisten Beifall, der in sei-
ner Aufmachung von Gemein-
dewappen, karnevalistischem
Symbol und dem Besen als be-
stimmendem Motiv geprägt
ist. Kolpacki bekam dann auch
den Auftrag, den Orden in der
Art einer Wanderkette anzu-
fertigen, wobei auf den Ketten-
gliedern jeweils der Name des
1978: Josef Bosbach
1979: Hermann Josef Stelberg
1980: Ernst Nolden
1981: Dr. Josef Gronewald
1982: Hans Josef Ries
1983: Annele Meinerzhagen
1984: Karl Heinrich Quabach
1985: Josef Manfred Krämer
1986: Manfred Kümper
1987: Alois Eschbach
1988: Fritz Flocke
1989: Karl Blumberg
1990:Josef Rottländer
1991: Paul Schröder
1992: Rosalinde Wiemann
1993: Manfred Hamm
1994: Irmtraud Schätzmüller
1995: Hans Braun
1996: Egon Reissig
1997: Elisabeth Schüttler
1998: Erich Tix
1999: Elisabeth Broich
2000: Bernd Jüncke
2001: Jutta Fleischhauer
2002: Stefan Blumberg
2003: Peter Wirtz
2004: Ernestine Bidinger
2005: Helmut Müller
2006: Ursula Homberg
2007: Siegfried Globke
2008: Ulrich Werner
2009: Erwin Overödder
2010: Robert Wagner
2011: Bernd Althaus
2012: Georg Höller
ORDENSTRÄGER
jeweiligen Ordensträgers ein-
graviert ist.
Während der Bessemsben-
ger Orden zuerst immer auf
der Prunksitzung der KG ver-
geben wurde, gab es 1989 erst-
mals eine eigene Ordensver-
leihung, umdieser einen ande-
ren Rahmen zu geben. „Heute
ist es ein Verdienstorden für
Lindlar“, sagt Reissig, auch
wenn er sich einst vor allem
Vorteile für die KG damit ver-
sprach.
Gerade ist Georg Höller die
Auszeichnung verliehen wor-
den. Er ist Ordensträger des
Jahres 2012 – und bekam die
Ehrung für sein Engagement
im musikalischen Bereich und
für die Pflege der Lindlarer
Mundart. „Alle Ordensträger
treffen sich einmal imJahr, um
einen gemeinsamen Ausflug
zumachen“, berichtetManfred
Kümper. Übrigens: In den Sta-
tuten zum „Lenkeler Bessems-
benger Orden“ ist ausdrück-
lich vermerkt, dass die jährli-
che Wahl kein Muss ist: Stellt
sich heraus, dass kein geeigne-
ter Kandidat gefunden wird,
wird die Verleihung ausge-
setzt. Noch nie allerdings war
das Vergabe-Gremium tat-
sächlich in dieser Gefahr.
Kümper: „Denn wir haben
nach wie vor zahlreiche Bür-
ger, die sich für den Ort enga-
gieren.“
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TIPP DES TAGES
Das runde Leder
wird am heutigen Samstag in Wipperfürth in
der Mühlenberghalle an der Ostlandstraße zumMittelpunkt,
wenn ab 11 Uhr, die Fußball-Stadtmeisterschaften der Senioren
ausgetragenwerden. Der Eintritt ist frei, Zuschauer sindherzlich
willkommen. Der SV Thier sorgt als Ausrichter für das leibliche
Wohl.
LINDLAR.
Seit 35 Jahren werden
mit dem „Lenkeler Bessemsben-
ger Orden“ verdiente Bürger der
Gemeinde ausgezeichnet. Nunha-
ben die beiden
Ideengeber Egon
Reissig und Manfred Kümper eine
Chronik über dieAuszeichnung er-
stellt, die inzwischeneinhohesAn-
sehen genießt.