091030 – Lenkeler Bessemsbenger 2009 – Erwin Overödder
Laudatio zu Ehren des Lenkeler Bessemsbengers 2010 – Robert Wagner
Liebe Festversammlung!
Wohlgeborgen im Kreise der „Lenkeler Bessemsbenger“ geht für mich
das Jahr der Eingewöhnung zu Ende. In Dankbarkeit blicke ich zurück
auf die Freude und Herzlichkeit, die mir begegnete. In meinem Dank
schließe ich die ganze Dorfgemeinschaft Linde ein, die Weggefährten
aus Rat, Verwaltung, Fraktion und Redaktion, meine Verwandten,
Bekannten und Nachbarn, kurz alle, die mich und meine liebe Burgel
kennen und mögen und mit denen ich gern die Ehre des originellen
Heimatordens geteilt habe. Mit großer Freude möchte ich nun meinen
Amtsnachfolger Robert Wagner vorstellen. Ich habe sogar einen
gemeinsamen Nenner herausgefunden, der uns verbindet – er
bewährt sich als Hauptschul-Lehrer und ich als Papierkorb-Leerer.
Vernehmet nun die Worte, die uns aufgezeichnet hat der Journalist eo
Linde, im Buche Laudatio, Kapitel 1 bis 25
Laudatio Robert Wagner
In jenen Tagen, als das Wunder von Merlenbach geschah und man
sich der Schlaglöcher erbarmte, als das ganze Volk Lindlars
zusammenströmte und einen riesigen Festzug zur 900 Jahrfeier
veranstaltete, kam das Gremium des „Lenkeler Bessemsbenger-
Ordens“ auf Klause hinter verschlossenen Türen zusammen.
Dieses war die 33. Zusammenkunft und geschah, als Joachimo
Stüttemus Vorsitzender der Großen KG Rot-Weiß Lindlar war und
Hermanus-Joseppo Tebroke erneut zum Statthalter von Lindlar
gewählt wurde. Der Geist war mit ihnen und trug ihnen auf: „Gehet
hinab zur Hauptschule, dort werdet ihr einen Mann antreffen, der
fleißig, rechtschaffen, friedliebend und humorvoll ist.“
Sie gingen hin und trafen auf Robert Wagner. Als sie ihm die Ehre
antrugen, antwortete dieser in tiefster Bescheidenheit: „Ich fühle mich
nicht würdig diese Ehre anzunehmen, doch nicht mein sondern euer
Wille geschehe.“ „Doch sagt mir - wie soll das geschehen, da ich doch
kein Lindlarer bin?“
Sogleich forschte man in der Schrift und stieß im Buch der
Anamnesen auf eine junge Frau, die einst dem legendären Lindlarer
Arzt Dr. Meinerzhagen so glaubhaft die Symptome einer
Blinddarmentzündung offenbarte, dass dieser zum Skalpell griff. Doch
siehe da, die Diagnose ergab einen Blinddarm, der nach sieben
Monaten schreit.
So war der Lebensweg von Robert Wagner schon mit Lindlar
verknüpft, als er noch im Mutterleibe war. Das Licht der Welt erblickte
er im „Vringsveedel“ zu Köln, das unserer patriotischen Dogmatik
zufolge, nach „Sankt Severin Lindlar“ benannt ist. Mit der ersten
Eisenbahn, die nach dem Kriege wieder nach Lindlar fuhr, begab sich
die Familie aus dem zertrümmerten Köln auf Herbergssuche. So
gelangte der kleine Knabe nach Tüschen bei Hommerich.
Dort wuchs er auf. Er ward seinen Eltern untertan, nahm zu an Alter
und Gewicht und stört im Schlaf die Eltern nicht! – Doch die
Vorsehung betrachtete Tüschen nur als vorübergehende Bleibe, denn
der Ort stand unter der Herrschaft von Engelskirchen. Also ließ der
Herr Feuer vom Himmel fallen und entzündete das Behelfsheim, in
dem sie lebten. Davor bewahrte auch nicht die bekannte Kölner
Versicherung, nach deren Gründer, Robert Gerling, der kleine Wagner
einst seinen Vornamen erhielt.
Die Flucht endete glücklich im unteren Sülztal, in einem Ort, der den
trostvollen Namen Hoffnungsthal trägt. Mit Fleiß, Begabung und
weltoffenen Ansichten beeindruckte er seine Lehrer und
Schriftgelehrten, von denen ihm einer eine Karriere als Archäologe
verhieß. Der archäologischen Akribie ist er in der Tat treu geblieben,
allerdings im pädagogischen und geschichtlichen Metier. Sehr zu
Verdruss des besagten Propheten, der sich in heiligem Zorn von ihm
abwendete.
Große Aufmerksamkeit schenkte er den Berichten und Erlebnissen
der Altvorderen vom unrühmlichen Auf- und Niedergang des
1000jährigen Reiches und er entschloss sich im Kreise der
Bundesjugend in die Welt hinauszugehen, um für Frieden und
Versöhnung einzustehen. So gelangte er über Afghanistan und
Pakistan bis nach Bangladesch. Er absolvierte die Pädagogische
Hochschule, lernte seine Frau Erika kennen und heiratete.
Gemeinsam teilen beide die Liebe zur Geschichtsforschung. Die
Schar der direkten Nachkommen ist so zahlreich, wie die Finger an
einer Hand.
Als die Zeit der Dienstzuweisung gekommen war, stand ihm die Wahl
zwischen Overath und Lindlar frei. Da sagte er zum Schulrat: „Mir
graust es vor dem Heiligenhauser Berg – ich wähle lieber das kleinere
Übel und gehe nach Lindlar“. – Klugerweise bewahrte er die Worte in
seinem Herzen. - So konnten ihm die Lindlarer nichts übel nehmen
und machten ihn bald zum Konrektor und 1970 zum Rektor der
Hauptschule.
Die beste Beschreibung seines Wirkens ist die Bergpredigt, in der sich
seine gesunde Lebensauffassung und seine angeborenen Tugenden
spiegeln, wie in den klaren Wassern des Lenneferbachs.
Selig sind die, die ihre Fähigkeiten zur Vermittlung und zur
Bündelung von Synergien einsetzen – denn ihnen sind runde
Tische zu verdanken, wie jenem aller Lindlarer Schulleiter.
Selig sind die, die Jugendliche motivieren und fördern und
ihnen international Austausch und Projekte ermöglichen – ihr
Dank ist ihnen gewiss – auch manchmal erst nach vielen,
vielen Jahren
Selig sind die, die Geschichte erforschen, um aus ihr Lehren zu
ziehen und kulturelle Werte zu bewahren – das bezeugen
namhafte Publikationen - ohne die das Freilichtmuseum und die
Gemeinde um Einiges ärmer wären
Selig sind die, die Grenzen überwinden und das Bild der
Deutschen im Ausland gerade rücken – denn sie freuen sich
über jeden auch nur so kleinen Schritt auf dem Weg zur
Europäischen Gemeinschaft - und sei es nur das Votum der
irischen Dickschädel
Selig sind die, die beharrlich für ihre Ideale und Ziele einstehen
– davon weiß besonders Ingrid Neumann vom Schulamt ein
Lied zu singen – alle die ihn kennen rufen wie aus einem
Munde: „Wahrlich, wahrlich ich sage euch, Robert Wagner ist
ein Mensch der fünf Sachen auf einmal erledigen kann“
Sein Lob verbreitete sich im ganzen Land. Als Bundespräsident Horst
Köhler davon hörte, sandte er Boten aus, um ihm das
Bundesverdienstkreuz zu verleihen. Nicht minder gelangte der Ruf
nach Straßburg. Herbert Reul zeichnete ihn im Namen der
Christlichen Volksparteien im EU-Parlament mit der EVP-
Verdienstmedaille aus. Die Partnerstadt Kaštela ernannte ihn zum
Ehrenbürger.
Wie bescheiden macht sich in diesem Reigen die Ernennung zum
„Lenkeler Bessemsbenger“ aus. In dieser Ernüchterung hilft vielleicht
noch eine letzte Seligpreisung:
Selig sind die, die Menschlichkeit, Humor und Güte bewahren –
die sich zu ihrer Herkunft und ihrem Sein bekennen – denn der
höchste Würdenträger wie der ärmste Besenbinder waren
einmal nichts anderes als kleine, nackte Geschöpfe Gottes.
Wenn wir einst wieder vor den Schöpfer treten, werden wir nicht
gefragt: „Wie hast du die dir geschenkte Lebenszeit konsumiert,
sondern was hast du daraus gemacht“ - Du lieber Robert kannst dann
beruhigt sagen:
„Leven Herrjott, froch doch de Lenkeler Bessemsbenger“
Soweit die Worte der heutigen Frohbotschaft.
Und nun erheben sich die Bessemsbenger zu den Fürbitten:
Lieber Robert, dass Du solch ein edler
und humorvoller Mensch bist
das lieben wir
Lieber Robert, dass Du Dich in unseren Reihen
einfügen und wohlfühlen mögest
das glauben wir
Lieber Robert, dass wir gleich mit Dir zu Tische sitzen
und auf eine glückliche Zukunft anstoßen dürfen
das hoffen wir
Das bezeuge - im Namen der KG-Rot-Weiß Lindlar -
das segensreiche Wirken der Lindlarer Dreifaltigkeit -
der Kirchen, der Kommune und der Vereine
„Und nun - joht dell für ze drinken…“
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