etwa die 5000 Menschen sehr verarmt. Man schaffte in der Landwirtschaft und dem kleinen
Handel. Die Haupteinnahmequelle war aber die Steenkuhl ( Steinkaule = Steinbruch ), in der
hier seit über 1000 Jahren Steine abgebaut werden. Man mußte sehr hart arbeiten, um den
grau/braunen Stein aus den Felsen heraus zu schlagen. Stößer spalteten die Steine und
Kipper formten diese zu einem Stück, was man verlegen und verbauen konnte. Bei jedem
Schlag gab es viel Staub, die in den Lungen haften blieb. Daher spülten viele Arbeiter den
Staub mit einem Klooren herunter, um sich wieder Luft zu verschaffen. Es gab dann auch
einige Alkoholiker, die mit ihren Lohntüten nicht zuhause an kamen und die stattdessen im
Penong oder anderen Lokalitäten ein Teil des Lohnes liefen ließen. Die Steenkühler
verstarben meist sehr früh an der Silikose, der Steinstaublunge und die Kinder, die in kalten
und nassen Wohnungen lebten, hatten viele Krankheiten. Lindlar war damals bekannt als
„Das Dorf der jungen Witwen und Waisen“.
Die Lindlarer Grauwacke war ein guter Stein, sehr hart, aber auch bekannt, dass er hohe
Drücke vertragen konnte. Viele hohen Türme und Brückenpfeiler stehen heute noch durch
diese Qualität. Allerdings ist diese Seldimentgestein, welches etwa 350 Millionen Jahre alt
ist, ein Art Sandstein, der auch Nässe gut aufnehmen kann.
Im Winter platzten die Steine durch den Frost auf, wenn sie noch im Fels waren. Somit
konnte man in dieser Jahreszeit die Steinbrüche nicht betreiben. Es mußte also eine andere
Einnahmequelle her.
Birken, Weiden und Reh-Heide gab es in Lindlar und Umgebung zu Genüge, die am Besten
geeignet sind, sie zu einem Besen zu binden. Für wenige Pfennige wurden sie verkauft oder
gegen Lebensmittel getauscht. Das Geld reichte nur knapp, um sich damit über den Winter
zu bringen. Alte Männer und Arbeitsbehinderte banden die Besen das ganze Jahr über und
unterstützen damit die kinderreichen, unvorstellbar armen Familien, in denen sie lebten.
Etwa einjährige Birkenreiser werden in Bündeln zusammen gelegt und bis in die Spitze
verdrillt. Als Bindemittel nahm man halbierte Weiden, was heute der Draht ersetzt. Mit
einem Strick wurde das Ganze dann gespannt und man nahm immer mehr Bündel so auf, bis
die Form des Besens entstand. Das wurde mit großer Kraft gemacht, denn je fester er
gebunden war, umso besser hielt er. Teilweise wurden diese unfertige Besen dann noch
gelagert, damit er sich setzen konnte. Dann wurde erneut stramm gezogen und an
mindestens 2 Stellen mit der Weide oder heute mit Draht wieder verzurrt. Ein gerader Stiel
auf Fichte, Hasel oder Weide wurde abgeschält und an der einen Seite gerundet und an der
anderen angespitzt. Diese Seite trieb man dann in den Besen hinein.
War der Besen abgenutzt, wurde er als Feuerholz noch einmal nützlich.
Der Lenkeler Bessembenger
Besen wurden überall gebunden. Aber in Lindlar bekam der Besenbinder ein Wahrzeichen
durch Josef Bosbach, der die Liste der nun 39 Bessembenger Ordensträger anführt. Er
schnitzte aus einem Baumstamm eines etwa 800 Jahre alten asiatischen Urwaldbaumes mit
einem Durchmesser von 1,50 m das Abbild des Bessemsbengers, der in gebückter Haltung
und mit krummem Rücken einen Besen zusammen bindet. Das Holz wächst in den